Der Lern- und Gedenkort Jawne in Köln
Das „Private jüdische Reform-Realgymnasium mit Realschule für Knaben und Mädchen“, war damals das erste und einzige jüdische Gymnasium im Rheinland. Heute befindet sich dort der Lern- und Gedenkort Jawne, der die Geschichte der Schule und seiner Schülerinnen und Schüler lebendig hält.
Mit der zunehmenden Ausgrenzung von jüdischem Schülerinnen und Schüler aus den Schulen und spätestens ab Mitte November 1938 war diese Schule für viele oft die einzige Möglichkeit ihre schullaufbahn fortzusetzen, um einen Abschluss zu erlangen.
Hier befindet sich seit 2007 die Dauerausstellung „Die Kinder auf dem Schulhof nebenan. Zur Geschichte der Jawne 1919-1942“. Hier finden Biographien von den Kinder der Jawne, die von Flucht und Emigration handeln und von Kindertransporten ins rettende Ausland und von der Jugend-Aliyah, die nach Palästina / Israel führte. Sie berichten vom Ende der Jawne und von der Deportation von Kindern und Lehrern.
Die Lebensgeschichten der Schülerinnen und Schüler erzählen aber auch vom Alltag in Köln, von Familienleben und Feiertagen, Jugendgruppen und Sportfesten. Sie handeln vom Unterricht in der Jawne und vom Spielen auf dem Schulhof, von Freundschaften, Träumen und Zukunftsplänen.
Durch vier Kindertransporte konnten 130 Schülerinnen und Schüler der Jawne, gerettet werden.
Weitere Informationen zu diesem Lern- und Gedenkort finden Sie unter: jawne.de
Kindertransporte aus NRW
Eine Projektgruppe des Lern- und Gedenkort Jawne hat in England Zeitzeuginnen und Zeitzeugen der „Kindertransporte“ besucht und Interviews geführt, zusammen mit Fotos und anderen Dokumente wurden diese zu einer Internetpräsentation zusammengestellt, die seit Juli 2011 online ist. Hier werden die Lebensgeschichten von vier Frauen und neun Männern präsentiert, die als Kinder und Jugendliche 1938/39 aus dem heutigen Nordrhein-Westfalen nach Großbritannien emigrieren konnten und bis heute in England leben.
Diese und zahlreiche weitere Informationen über die „Kindertransporte“ aus den Städten und Regionen, die heute zu NRW gehören, finden sich unter: kindertransporte-nrw.eu
Kinder abreisen 17 Uhr 13
Die Online-Präsentation „Kinder abreisen 17 Uhr 13“ des Lern- und Gedenkorts Jawne erinnert erinnert sogenannte „Polenaktion“ im Herbst und Winter 1938.
Am 27. und 28. Oktober 1938 wurden 17.000 jüdische Menschen polnischer Staatsangehörigkeit, darunter viele Kinder und Jugendliche, im Rahmen der später so genannte Polenaktion aus NS-Deutschland ausgewiesen und über die polnische Grenze abgeschoben. Die Abschiebungen aus dem Rheinland und aus Westfalen führten nach Zbaszyn, wo ein großes Flüchtlingslager entstand. Von der Polenaktion waren auch viele Familien aus Wuppertal betroffen.
Mit den Kindertransporten wurden Hunderte von Kindern und Jugendlichen aus dem heutigen NRW gerettet. bereits nach Polen abgeschobene Kinder wurden in das Rettungsprogramm einbezogen. Hierunten befinden sich auch Kinder aus Wuppertal.
In der Organisation der Kindertransporte aus dem Rheinland spielt der Direktor des jüdischen Gymnasiums Jawne, Dr. Erich Klibansky eine besondere Rolle. Er unternahm große Anstrengungen, seine ganze Schule nach England zu retten. Der Titel der Website zitiert das Telegramm, mit dem Erich Klibansky im Januar 1939 die bevorstehende Abfahrt der ersten Jawnegruppe ankündigte: Kinder abreisen Dienstag 17 Uhr 13. Abschied in der Schule.
Die Website kindertransport-17uhr13.de lässt Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Wort kommen, von denen die meisten mit einem Kindertransport gerettet wurden.
In den Lebensgeschichten geht es um individuelle Erfahrungen von Flucht und Exil, um Schulklassen, die gemeinsam ins rettende Ausland gelangten und sich trennende Wege, um das Schicksal der in Deutschland oder in Polen zurückgelassenen Angehörigen und nicht zuletzt um die Erinnerung.
Fotoalben ermöglichen tiefere Einblicke in Familiengeschichten. Kurze Videosequenzen, die aus Mitschnitten von Besuchen in England, Israel und Köln hervorgegangen sind, vermitteln einen Eindruck von der Vielschichtigkeit der Erinnerungen, die unsere GesprächspartnerInnen mit den Menschen der Projektgruppe geteilt haben.
Die Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
Die Begegnungsstätte Alte Synagoge befindet sich an dem Ort, wo bis zum Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung (November 1938) die Elberfelder Synagoge stand. Im Außengelände sind noch die Reste der nördlichen Kellermauer zu sehen.
Die Begegnungsstätte Alte Synagoge ist eine Gedenkstätte, aber auch ein Museum. Die Dauerausstellung informiert über die jüdische Religion und Geschichte im Wuppertal und der Region. Damit nimmt das Haus seine Kernaufgabe wahr, „die Erinnerung an das Schicksal der jüdischen Bevölkerung […], insbesondere zur Zeit des Nationalsozialismus, wachzuhalten und das geschichtliche Verständnis zu fördern.“ (Satzung des Trägervereins)
Juden und Jüdinnen haben beim Aufstieg der bergischen Städte sichtbar mitgewirkt. Angezogen von den vielversprechenden Perspektiven des Textilzentrums waren sie im Lauf des 19. Jahrhunderts hier heimisch geworden. Sie hatten Teil an der allgemeinen sozialen, politischen und kulturellen Entwicklung, in den Phasen der Prosperität wie in Zeiten der Krisen. Die jüdische Dichterin Else Lasker-Schüler stammt aus dem Wuppertal, und weitere Namen verdienstvoller jüdischer Bürger werden genannt.
Eine Fülle von Objekten, Dokumenten und Fotografien sind Zeugen einer dynamischen jüdischen Geschichte. Sie berichten vom schwierigen Alltag in der Zeit vor der rechtlichen Gleichstellung (1847), über die hoffnungsfrohe Phase der Emanzipation im 19. und 20. Jahrhundert und von der Katastrophe der nationalsozialistischen Judenverfolgung (1933-1945). Das Besondere: Alle gezeigten Ausstellungsstücke sind der Begegnungsstätte von früheren jüdischen Familien aus Wuppertal übereignet worden, und die Kontakte zu ihnen bestehen bis heute. Im Besitz der Begegnungsstätte befinden sich auch Objekte und Fotografien zu den Wuppertal Kindern jüdischer Eltern, die durch die Kindertransporte gerettet worden sind. Weitere Informationen finden Sie unter: Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
Das Truus-Wijsmüller-Archiv in Amsterdam
Den Machern des Dokumentarfilms „Truus Childreen“ wurde während der Bearbeitung des 90 stündigen Filmmaterials bewusst, dass mit all den Interviews und den Dokumenten, die während der Recherche gesammelt wurden, ein einzigartiger Archivschatz vorlag – mit Archivbildern die wiedergefunden wurden, mit Briefen und Dokumenten, die dem Filmteam von den „Children of Truus“ zur Verfügung gestellt wurden. Das Filmteam hat Material von großem historischen Wert zusammengetragen und wollte, dass es nicht wieder ‚verloren‘ geht. Entstanden ist das Truus Wijsmuller Archives (TWA), eine digitale Plattform, die nun so vielen Menschen wie möglich auf der ganzen Welt zugänglich ist: von Schülern, Studenten und Lehrern bis hin zu Wissenschaftlern und Forschern. Weitere Infos finden sich unter truus-children.com